Neues aus der Initiative Solidarfonds-Bremen

Seit über einem Jahr trifft sich unsere Initiative Solidarfonds-Bremen nun schon und sucht im Austausch mit anderen Akteuren wie der Luftbrücke Kabul und dem Rat&Tat-Zentrum für queeres Leben e.V. in Bremen nach Wegen, um bedrohte Afghan:innen nach Bremen zu holen. Wir stehen in direktem Kontakt zu einigen der gefährdeten Menschen in Afghanistan, und hören von ihnen, wie sich die Lage dort immer mehr verschlechtert. Die Taliban agieren nicht homogen aber aus allen Teilen des Landes dringen immer häufiger Nachrichten von Verhaftungen, Verschleppungen, Folter in Polizeigewahrsam und willkürlichen Hinrichtungen zu uns durch – teilweise belegt durch Fotos, die man nicht so leicht wieder vergisst. Mitglieder unserer Initiative sind auch hier lebende Afghan:innen, die um ihre Familien fürchten, darunter weibliche Ortkräfte, die sich zusammengeschlossen haben, um für die Evakuierung ihrer hoch gefährdeten Angehörigen zu kämpfen. 

Mitte Oktober ist ein kleines Hoffnungslicht aufgegangen: Die Bundesregierung hat angekündigt, dass mit einem Bundesaufnahmeprogramm monatlich 1000 gefährdete AfghanInnen mit ihren Familien in Deutschland aufgenommen werden sollen. Auch die Landesaufnahmeprogramme einiger Bundesländer, darunter Bremen, sollten angeblich endlich genehmigt werden. Leider ist weder das eine noch das andere Programm bis heute wirklich an den Start gegangen. Wir hoffen weiter, dass es sich nicht um leere Versprechungen gehandelt hat, und die Menschen, die so sehr auf Rettung warten, nicht neuerlich enttäuscht werden.  

Unsere Initiative trägt ihren Namen ja von der Idee, dass wir mögliche Verpflichtungsgeber im Rahmen des Bremer Landesaufnahmeprogramms solidarisch unterstützen wollen - Näheres zu diesem Projekt könnt ihr auf unserer Homepage unter www.solidarfonds-bremen.de nachlesen. Wir suchen mehr denn je Freiwillige, die uns bei der Planung und Durchführung des Projekts helfen. Und natürlich Spender:innen, die bereit sind, einen „Anteilsschein“ an einer Verpflichtungserklärung zu unterschreiben oder auch einmalig eine Summe zu spenden. Die Hilfsgelder würden als sachbezogene Spenden vom Verein Fluchtraum quittiert und ihrem Zwecke zugeführt werden. Wenn Ihr Interesse an einer Mitarbeit oder Fragen habt, schreibt uns gerne eine Mail an kontakt[at]solidarfonds-bremen.de. Sobald der Senat grünes Licht für das Landesaufnahmeprogramm gegeben hat, planen wir auch eine größere Info-Veranstaltung.

Last but not least gibt es aber auch erste Erfolgsmeldungen: In Ermangelung humanitärer Aufnahmeprogramme haben wir versucht, über das sog. beschleunigten Fachkräfteverfahren Menschen aus Afghanistan für qualifizierte Arbeit oder Ausbildung nach Bremen zu holen. Und tatsächlich ist uns das nun in 2 Fällen geglückt: Zum einen konnten wir einen Fachinformatiker an ein Bremer IT-Unternehmen vermitteln, er durfte sogar mit Frau einreisen und hat sich bereits super eingelebt. Zum andern erwarten wir nächste Woche eine junge Afghanin, die unmittelbar nach Machtübernahme der Taliban nach Pakistan geflohen ist, da sie als Frauenrechtlerin aktiv war; dort hat sie sich mit Hilfe von Internetangeboten und Bremer Sprachpatinnen Deutsch bis Niveau B1 beigebracht, in einem Krankenhaus hospitiert und später beim Diako einen Ausbildungsplatz als Krankenschwester gefunden. Bevor die Ausbildung im April beginnt, wird sie nun noch einen berufsbezogenen Deutschkurs besuchen und freut sich, glaube ich, ebenso auf uns wie wir auf sie. 

Im Moment suchen wir weitere Sprachpat:innen jeglichen Alters, die bereit wären, ausbildungswillige Afghan:innen online beim Deutschlernen zu unterstützen. Es gibt viele junge Afghan:innen, die sich förmlich danach sehnen, weiter lernen zu dürfen und auch die Voraussetzungen erfüllen (z.B. ausreichende Mathe- oder Englischkenntnisse), um hier eine Ausbildung abzuschließen. Neben den Sprachpat:innen suchen wir auch Personen, die bei der Ausbildungsplatzsuche und dem Bewerbungsprozess behilflich sind. Und natürlich Spender:innen, die bereit wären, einen Beitrag zu den Ausgaben für Flug, Visum, Aufenthalt in Pakistan während der Wartezeit auf das Visum usw. zu leisten. Einzelheiten dazu erfahrt ihr auf Anfrage jederzeit bei uns. Wir freuen uns über jedes neue Gesicht.